September 2015
Die Reisedaten
13.09.2015
- Fahrt mit dem Zug nach Düsseldorf
- Flug nach Keflavik bei Reykjavik ( Air Berlin ) (G)
13.09.2015 - 21.09.2015
- Fahrt mit dem Mietwagen von Keflavik bis in den Osten Islands.
Geplant sind Stopps in Vik (D) , am Gulfoss (C) und bei der Gletscherlagune Jökulsárlón (F).
21.09.2015
- Rückflug von KEF nach Düsseldorf
- Bahnfahrt Düsseldorf - Hannover
12.09.2015
Die Vorbereitungen
Jetzt packe ich es an !
Die vielen Überstunden im Januar und Februar haben mich dazu gebracht für den September eine Reise nach Island zu planen. Schon immer wollte ich die Nordlichter sehen und jetzt hatte ich ausreichend Überstunden auf dem Konto um mir diesen Traum zu erfüllen.
Ein kurzer Blick auf die aktuellen Flugpreise sagte mir " buch den Flug jetzt " , günstiger wird es sicher nicht und da schlug ich zu. Eine Woche Island für 200,00 € (retour) konnte ich mir nicht entgehen lassen und die kostenfreie BahnCard 25 machte auch die Anfahrt nach Düsseldorf zum Schnapper. Super, das war es dann aber auch schon mit den Schnäppchen 🙁
Je weiter die Reiseplanungen fortschritten desto mehr bemerkte ich, dass Island wohl kein günstiges Pflaster werden würde. Übernachtungen für 100 € sind gang und gebe und dafür bekommt man nicht einmal ein eigenes Badezimmer. Ich dachte mir, dass es bei Airbnb eventuell etwas günstiger gehen würde aber das war nicht so einfach. Auch hier gab es oft Zimmer in dieser Preisklasse und das Bad teilte man sich dann mit 4 - 8 anderen Zimmern. Nee, damit hatte ich nicht gerechnet.
Auch beim Mietwagen zeigte sich das selbe Bild. Einen kleinen Flitzer hatte ich mir gebucht und war froh, dass ich diesen für 280 € die Woche ergattern konnte aber die Anfragen in verschiedenen Foren zwangen mich die Buchung zu ändern. Durch die Bank wurde mir geraten ein Auto mit hohem Radstand zu mieten und auf keinen Fall an der Versicherung zu sparen, Steinschläge und schlechte Straßen sollen in Island die Regel sein und zum Teil sind auch Durchquerungen von Flüssen notwendig, die mit einem Kleinwagen zum Risiko werden können.
Gut ich war noch nicht auf Island und da vertraue ich einmal auf die Profis, Buchung geändert.
Die Vorbereitungen nahmen jetzt mehr und mehr Zeit in Anspruch und die Kosten entwickelten sich schon in Richtung 2 Wochen Südafrika. Ich bin gespannt, ob sich das lohnt aber wenn ich es nicht probiere werde ich es nie wissen.
Ich schaute mir mehr und mehr Landschaftsbilder aus Island an und wunderte mich, was da noch alles zu sehen sein kann. Nicht nur Nordlichter ( das wird im September sogar noch eng werden ) sondern Wasserfälle, Gletscher, Geysire und tolle Strände lachten mich da an, wenn das Wetter mitspielt. Vom Erlebnis der 4 Jahreszeiten in einer Stunde ist oft die Rede aber auch Schnee, Eis und starke Winde erfahre ich, sind keine Seltenheit im September. Ich lasse mich überraschen und nehme Mütze, Handschuhe und lange Unterhosen mit. Man kann ja nie wissen.
Je länger ich mich im Internet mit Island beschäftigt desto unsicherer wurde ich bei der Planung. Den Westen wollte ich gerne besuchen aber die Strecke von Ost nach West war zu weit für eine Woche Urlaub und Fotos wollte ich ja auch noch machen. Zum Schluss entschied ich mich fast immer für 2 Nächte an einem Ort um die goldenen Stunden besser nutzen zu können und verzichtete auf die Westküste.
Einige Hotels hatten auch schon die Preise für die Nebensaison freigegeben und jetzt konnte ich noch Zimmer für 70 -100 € mit eigenem Bad und Frühstück buchen.
Ich freue mich auf schöne Tage und tolle Nordlichter bei wechselhaftem Wetter und wolkenfreien Himmel.
Auf geht es nach Island !
13.09.2015
Anreisetag
Das Wetter in Hannover ist recht gut und warm ist es auch. Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, was ich mit meiner dicken Reisejacke machen soll aber ich werde sie wohl anziehen müssen. Airberlin hat mir schon die zweite Mail gesendet, in der sie auf die strenge Einhaltung der Handgepäckregel hinweisen. Erlaubt sind 8 kg + 2 kg für einen Laptop. Ich verzichte nun schon dadrauf mein 70-200 mm mit nach Island zu nehmen aber mehr kann ich nicht Zuhause lassen, sorry. Im Notfall muss ich 2 kleine Objektive in die Jackentasche packen und somit brauche ich die Winterjacke auf jeden Fall. Gut, dann schwitze ich am Flughafen halt wie ein Affe aber Airberlin bietet ja, gegen Kosten, einen freien Nachbarsitz an. Den geben sie mir so sicher kostenfrei 🙂
Die Bahnfahrt nach Düsseldorf verlief ohne große Störungen. Wie immer hatte der Zug etwas Verspätung aber ich erreichte Düsseldorf noch rechtzeitig zum Check In, der auch mit schwerem Handgepäck ohne Probleme möglich war ( es sein denn da kommt noch etwas nach :- ) Panik hatte ich nur vorab am Bahnsteig des Hannover Hauptbahnhof, der so voll war dass ich dachte da bekommst Du nie einen Platz in deinem Zug . Aber was soll ich sagen, fast alle Reisenden blieben an Gleis 11 stehen und ich hatte fast ein Zugabteil für mich alleine.
Die Zeit am Düsseldorf Airport reichte sogar noch locker für einen Stopp im Duty Free des Flughafens. hier noch eine kleine Whisky Probe und der Single Malt von Auchentoshan war gekauft. Mit 40 Euro sicher nicht der günstigste Tropfen aber in Island soll es viel teurer sein. Na gut dann nehme ich auch gleich noch eine Flasche Wein mit, dass haben die Isländer nun davon.
Der Flug mit Airberlin ging reibungslos von statten, obwohl so richtig „reibungslos“ ja doch nicht. Mensch ist das eng in der Kiste und ich überlege fast, den Platz mit mehr Beinfreiheit auf dem Rückweg zu buchen. Warten wir mal ab es sind ja nur 3 Stunden Flugzeit.
Kurz vor der Landung viel mir doch ein kleines Leuchten am Himmel auf, sollten das nicht etwa schon die ersten Nordlichter sein ? Und richtig, leider hatte ich keinen Fensterplatz aber es war deutlich zu erkennen. Wie gut geht das denn los ! Für den Rückweg waren nun Fensterplatz mit mehr Beinfreiheit angesagt.
Nach der Landung stelltet ich erstaunt fest, dass es zum einen keine Passkontrolle gab und zum anderen vor dem Kofferband schon ein großer Duty Free Shop war. Die Isländer wissen sicher warum 🙂 Zeit genug hätte ich zum Einkaufen gehabt, den das Kofferband spuckte erst nach 20 Minuten die ersten Gepäckstücke aus was mir nicht so richtig passte. Ich wollte eigentlich schnell auf mein Zimmer um am ersten Tag nicht gleich übermüdet durch die Gegend fahren zu müssen. Aber das sollte noch dauern. Nicht wie üblich konnte ich den Mietwagen am Flughafen in Empfang nehmen, nein man wird vom Flughafen abgeholt und nach Keflavik gefahren. Davon war bei der Buchung kein Wort die Rede und ich stand etwas verlassen am Flughafen und suchte nach dem Stand der Mietwagenfirma. Kein Schild und auch kein Hinweis wie es jetzt weiter gehen sollte und auf den 100 Schilder, die hochgehalten wurden stand nirgends mein Name. Zum Glück konnte mir die Dame an der Information weiterhelfen und sagte, dass die Angestellten von Procar gerade weg gefahren seien aber sicher gleich wieder kommen würden. Na toll, ich konnte meinen Hyundai IX35 4 WD nach fast 45 Minuten auf einem dunklen Parkplatz entgegennehmen und bei dem Licht war eine richtige Kontrolle nicht möglich. Ich hoffte das klappt alles und es finden sich später keine versteckten Schäden am Fahrzeug. Immerhin war das Fahrzeug mit Automatik, Allrad, Klima, Rückfahrkamera, Frontscheibenheizung, Sitzheizung und wie ich später noch feststellte Lenkradheizung ausgestattet, ob ich die brauchen werden war ich mir aber noch nicht sicher den gefühlt war es hier in der Nacht noch über 10°C warm.
Meine erste Unterkunft, das Hotel Hlid, habe ich ohne Umwege nach gut 60 Minuten Fahrzeit erreicht und erwartet wurde ich dort auch schon. Schnell den Koffer auf’s Zimmer und ab in die Kiste. Die Kontrolle ob Nordlichter am Himmel tanzen durfte natürlich nicht fehlen.
14.09.2015
Tag 1
Die Nacht verlief ohne Sichtung von Nordlichtern und ich freute mich jetzt auf mein Frühstück. Was mich da erwartete war aber sehr übersichtlich. Brot, eine Sorte Käse, Salami, gekochte Eier, Marmelade und Müsli. Etwas Obst aber alles recht nüchtern angerichtet. Der Kaffee verdiente den Namen nicht aber alles in allem reichte es für einen Start in den Tag.
Bevor ich auf meine Tour zum „Golden Circle“ aufbrach fragte ich an der Rezeption noch nach einem Restauranttipp und bekam sofort eine Alternativroute zu meiner genannt. Das Restaurant geriet dabei völlig ins Hintertreffen und nicht Gullfoss oder Geysir sollte ich besuchten sondern Haifoss und die Umgebung, ach ja zum Abendbrot könnte ich in Selfoss halten. Gesagt getan, ich freute mich auf meine Tour wohin auch immer diese mich führen würde, denn das Wetter spielte mit. Nicht die Spur von Regen und Schnee stand überhaupt nicht zur Diskussion, ob das wohl so bleiben wird ? Auf den ersten Kilometern war ich beeindruckt von der Landschaft. Die Berge und Flussläufe sahen toll aus und mein erster Stopp sollte nicht lange auf sich warten lassen. Langzeitbelichtung war jetzt angesagt, denn ich wollte schöne Bilder mit Aufnahmen von „weichem“ Wasser mit nach Hause bringen. Ich wusste ja noch nicht, dass es einige viele Bilder werden würden. Die Sonne schaffte es leider noch nicht so richtig hinter den Wolken hervor doch für den Anfang schon einmal ganz gut und weiter ging es zum nächsten Stopp. Ein kleiner Wasserfall ( Foss ) in der Nähe eines Kraftwerks. Beeindruckend, wie das Wasser sich seinen Weg sucht und mit Getöse in den kleinen Stausee fällt. Besonders schön war der Umstand, dass ausser mir nur noch ein weiteres Pärchen diesen Platz besuchte. So, wie es mein Vermieter angekündigt hatte „ Da wirst Du keine Touristenmassen haben „ und er hatte Recht.
Die Bildausbeute war noch nicht so, wie ich mir das wünschte. Es fehlte doch die liebe Sonne und die Farben kamen nicht so auf’s Bild. Was müssen die Fotografen alle für ein Glück gehabt haben, die diese phantastischen Aufnahmen von Wasserfällen ins Internet stellen. Ich hoffe auf etwas Sonne.
Mein weiterer Weg führtet jetzt einen kleine unbefestigte Strasse entlang, die für 4x4 Fahrzeuge ausgeschildert war. Ich fand den Weg nicht schlecht und hätte die Fahrt auch mit einem Kleinwagen gewagt aber mit meinem Hyundai IX35 brauchte ich mir keine Sorgen machen. Nach 15 Minuten Schotterweg fand ich einen kleinen Parkplatz (im Übrigen genauso sauber wie alles hier in Island ), der schon den nächsten Wasserfall andeutete. Zwei mir entgegenkommende Schweizer berichteten auch gleich freudestrahlend über die schöne Landschaft, die mich erwarten würde und dabei übertrieben sie nicht. Nach 20 Minuten Fussmarsch tauchte ein grandioser Wasserfall vor mir auf und die kleinen Bäche aus dem Staubecken flossen in der grünen Landschaft zu einem Fluss zusammen. Wunderschön und wie aus einem Märchen, ich dachte sofort an das Auenland aus „Herr der Ringe“. Zu meiner großen Freude zeigte sich jetzt auch noch etwas blauer Himmel und den ersehnten Aufnahmen stand nichts mehr im Wege. Kreuz und quer turnte ich über die Steine um die besten Positionen für meine Bilder zu erwischen. Es machte riesigen Spaß auch wenn die Schuhe dabei schon etwas nass wurde, das war aber völlig egal. Glücklich verliess ich mein Auenland um in Richtung Gullfoss ( dem bekanntesten Wasserfall von Island ) aufzubrechen.
Für kleine Unterbrechungen auf dem Weg war noch genügen Zeit und so erreichte ich gegen 16:30 Uhr das Touristen Highlight. Was soll ich sagen, der Wasserfall ist gigantisch und wirklich beeindruckend aber in der Hochsaison möchte ich hier nicht sein. So viele Besucher, die hier ihre Fotos machten. Ich stellte mir das im Juli oder August vor, Wahnsinn. Bitte nicht falsch verstehen, es lief alles sehr gesittet und freundlich ab aber viele Menschen waren hier schon unterwegs. Nichtsdestotrotz, auch ich machte meine Fotos und musste lernen mit der Gischt in der Luft umzugehen. Damit hatte ich so auch nicht gerechnet, sicher man wir etwas nass aber ich hatte schon Sorge um meine Nikon. Spritzwassergeschützt gut und schön aber sicher war ich mir da nicht. Für die nächsten Tage brauchte ich auf jeden Fall ein Tuch, mit dem ich die Linse vom Wasser befreien konnte, denn so werden die Aufnahmen nicht wirklich gut.
Auf der Fahrt zurück zum Hotel änderte ich meinen Plan und hielt kurz in einem Supermarkt. Etwas Wasser, Käse, Obst und Brot landeten in meinem Einkaufskorb und schon war ich 20 Euro ärmer. Die Preise waren hoch aber ich brauchte ja keinen Philadelphia Frischkäse auf meinem Brot und der Lachs für 35 Euro das Kilo blieb auch im Regal. Satt werde ich schon werden. Noch kurz die Kirche von Selfoss im Abendlicht aufnehmen und zurück zum Hotel. Ein schöner Tag, der Freude auf den Urlaub machte.
15.09.2015
Tag 2
Die Nacht dauerte nicht lange ! Gegen 22:00 Uhr bemerkte ich leichte Lichtbewegungen am Himmel und die Euphorie war groß. Sollten da am ersten Abend schon die Nordlichter auf mich warten ? Und richtig, vor der Tür sah der Himmel noch besser aus. Nicht so grün, wie man Nordlichter von den Bildern her kennt aber deutlich zu sehen. Ich schnappte mir meine Nikon und probierte rum. Ich konnte ja nicht wissen, dass gleich am ersten Abend so etwas passieren würde. ISO hoch, Blende groß und laaaange Belichtung waren jetzt angesagt. Nach ein paar Versuchen hatte auch ich die grünen Schleier am Himmel abgelichtet. Warum auch immer die Nordlichter erst auf dem Foto richtig grün erscheinen mag ich noch nicht erklären können, es sieht auf jeden Fall klasse aus.
Ich werde das Phänomen noch nachlesen, muss aber den Berichten aus dem Internet widersprechen, in denen von nicht so toll Erscheinungen und nur stark bearbeiteten Bilder die Rede ist. Die Manipulation war nicht nötig ( siehe oben ) und beeindruckt war ich sofort.
Um weniger Störlichter zu haben fuhr ich mit dem Auto sogar noch ein paar Kilometer die Landstrasse entlang und das Erlebnis wurde immer intensiver. Licht aus, Nordlicht an war jetzt die Devise doch gegen 00:00 Uhr musste ich ins Bett, die Augen wurden zu müde. Aber nicht so ganz 😉 gegen 00:45 Uhr tanzten die Lichter noch stärker vor meinem Schlafzimmerfenster hin und her. Sie drehten Kreise und zogen wie Nebel durch die Nacht, wirkliches Gänsehaut feeling. Der Hotelbesitzer bestätigte mir am nächsten Tag sogar, dass so starke Nordlichter im September nicht normal sein. Was ist da im Winter am Himmel los ?
Der Wecker klingelte um 05:00 Uhr da ich einer der Ersten am Gullfoss sein wollte. Der Wasserfall war gestern so beeindruckend und bei aufgehender Sonne und ohne Touristenmassen sicher heute noch mehr. Den frühen Check Out hatte ich am Vorabend angekündigt und auf das Frühstück konnte ich gerne verzichten. Zu meiner Freude gab es vor der Abfahrt noch einen frischen Kaffee , jetzt aus der richtigen Maschine, und ein paar Kekse. Frisch gestärkt ging es so den neuen Tag entgegen und die aufgehende Sonne machte Lust auf gute Fotos.
Am Gullfoss standen am frühen Morgen nur 2 Camper und ein Tourist, der sich aber schnell verkrümelte. Ich war somit der Erste und konnte nach Herzenslust mein Stativ aufstellen.
Die Wassermassen stürzen erwartungsgemäß noch genauso tosend wie am Vortag in die Tiefe und auch der Dunst legte sich erneut auf meiner Fotoausrüstung. Ich war heute aber besser vorbereitet und zauberte die „geklaute“ Rolle Toilettenpapier aus meiner Hosentasche und trocknete fleißig die Fotolinse. Nach gut einer Stunde ( von 06:45 - 07:45 Uhr ) hatte ich genug Aufnahmen im Kasten und machte mich auf, die Umgebung zu erkunden um gegen 08:45 Uhr am großen Geysir aufzutauchen.
Der Himmel war jetzt fast wolkenfrei und die weiße Wasserfontäne macht sich hervorragend vor dem blauen Himmel. Knapp alle 10 Minuten wölbte sich eine große Wasserblase über dem Erdschlund und brach plötzlich in einem riesigen Strahl zum Himmel auf. So gewaltig hatte ich mir das nicht vorgestellt und das Schauspiel hat mir richtig gut gefallen. Die Blase macht oft Anstalten gleich zu explodieren und tat es dann aber doch nicht. Spannend und immer mit dem sicheren Ende der Explosion. Wie lange das Schauspiel wohl schon gehen mag? Für mich endete es nach nach einer Stunde und um 10:30 Uhr ging es weiter in Richtung Vik wo ich mein nächstes Quartier beziehen wollte.
Da ich keine festen Zeiten und Ziele hatte, konnte ich hier und da anhalten um ein paar Bilder zu schiessen. Es gab eine kleine Kirche mit einem "Grashaus" in dem der Altar stand, die zerfallene Gärtnerei, eine alte Brücke über den Fluss oder die vielen Island Pferde, welche zu einem Halt einluden. Da mir aber mein kleines Auenland vom Vortag so gut gefallen hatte und ich es nicht bis zum Haifoss schaffte, nahm ich diese Ziele kurzerhand in Angriff. Ich besuchte dabei die anderen Flussseite und bekam beim Erkunden der kleinen Bachläufe richtig nasse Schuhe. Oft konnte ich die Wasserläufe im Moos nicht richtig erkennen und schon war die Socke nass. Zum Glück hatte ich ja meine Gepäck mit allem Klamotten dabei und ein paar Schuhe waren auch im Koffer. Für mich haben sich die nassen Füsse aber gelohnt und die Zeit verging viel zu schnell. Stunden hätte man hier verbringen können aber was soll es. Die Eindrücke bleiben mir sicher lange erhalten.
Die Fahrt bis zum Haifoss machte richtig Laune wurde aber etwas abenteuerlich. Es wehte mittlerweile ein richtig starker Wind der zu meinem Bedauern so stark war, dass ( ob man es jetzt glaubt oder nicht ) das ruhige halten des Fotoapparates nicht möglich war. Auch an die steilen Felskanten wollte ich nicht gehen da, der Wind mich fast von den Beinen holte.
Nicht zu unrecht stand die Warnung am Mietwagen, dass bei Wind besonders aufmerksam die Türen zu öffnen sind. Ich hatte ja auch wieder das Problem der losen Plastikverkleidung des Unterboden am Hyundai und musste das Auto immer richtig in den Wind stellen. Falsche Windrichtung und Rückwärtsfahren ging nicht sonst drohte die Verkleidung abzureissen ! Ich beendete meinen Besuch am Haifoss leider frühzeitig und fuhr weiter in Richtung Vik.
Der Stopp am Búrfell-Kraftwerk zeigte mir noch einmal die gewaltige Energie, die im Wasser steckt und die Warnungen vor den starken Strömungen im Wasserkanal flößten Respekt ein. Wer da reinfällt kommt auch mit dem aufgehängten Rettungsring nicht wieder heraus, was für ein Bauwerk.
Auf meinem Plan für heute Stand noch ein Wasserfall, der Seljalandsfoss und das alte Flugzeugwrack einer DC-3 am Strand in der Nähe von Vik, meinem nächsten Übernachtungziel. Am Seljalandsfoss wurde mir wieder klar, dass ich nicht der einzige Tourist in Island war. Der Parkplatz deutete schon ein hohes Aufkommen von Gäste an und die 3 Reisebusse bestätigten dies. Ein Bild vom Wasserfall ohne Menschen war kaum machbar obwohl auch hier alles wieder sehr gesittet ablief.
Wirklich ein Problem waren der Wind und die Gischt, die mir das Gefühl einer kalten Dusche gaben. Ich hoffte nur meine Nikon hält das Wasser aus und verschwand frühzeitig wieder von hier. Der Platz ist eigentlich wunderschön und bei Sonnenuntergang ist die Perspektive für gute Bilder einmalig, denn man kann hinter den Wasserfall gehen und gegen die untergehend Sonne knipsen. Leider heute nicht wirklich und ich setzte meine Fahrt etwas enttäuscht zum Wrack der DC-3 fort.
Auch hier stellte ich fest, ein richtiger Geheimtipp sieht anders aus. Es lassen sich zwar schöne Bilder machen aber ich glaube die DC-3 wurde schon aus allen Positionen fotografiert. Was mir dabei immer im Hinterkopf schwebte war, „welche Ursache führte zum Absturz und kamen die Insassen unverletzt aus dem Flugzeug ? “.
Die Sonne ging langsam unter und ein schöner Sonnenuntergang deutete sich an. Ich machte mich auf in Richtung Vik um nicht zu spät bei meiner neuen Unterkunft einzutreffen. Nein, was wird das denn noch ? Der Himmel wurde langsam orange und so änderte ich meinen Plan für einen Stopp am Strand ( Black Beach ) in der Hoffnung meine Zimmerreservierung gilt auch bei einem späten Check In.
Schon beim Eintreffen am Black Beach wurde ich von einem dunklem Lila über dem schwarzen Sand empfangen und war begeistert von dem Farbspiel. Die schwarze Steine in dem Licht hatten etwas besonderes und am Horizont ging die Sonne hinter den Felsen von Dyrholaey unter. Zum Glück hatte ich diesen Abstecher unternommen und beim nächsten Islandbesuch würde ich hier gerne eine Nacht verbringen. Die kleinen Hütten mit Blick auf’s Meer sahen gemütlich aus und ich werde mal schauen, was eine Übernachtung hier kosten soll.
Ich machte mich auf nach Vik, denn es war jetzt schon 20:00 Uhr und ob der Vermieter noch auf mich warten würde war fraglich.
Es war eine kleine Hütte auf einem Campingplatz, die ich gemietet hatte und im Internet sah es süss und gemütlich aus. All meine Bedenken waren umsonst. Die Rezeption war auch spät noch besetzt und ich wurde sehr freundlich empfangen. Da mir für heute auch noch die Nordlichter über dem Flugzeugwrack im Kopf spukten frage ich gleich nach dem Checkout für morgen, 12:00 Uhr OK, auch 13:00 Uhr kein Problem. Wie gut, ich konnte alles machen was ich wollte und das begann mit ein paar warmen Nudel und einem Glas Rotwein, den ich mir aus dem Duty Free Shop mitgebracht hatte ( sonst gehen die Preise hier ja überhaupt nicht ).
Die kleine Hütte war sehr urig und gemütlich. Ich fühlte mich hier sauwohl und trank noch einen kleine Whisky, der auch gleich anschlug. Oh, bitte keine Nordlichter denn mit dem Auto konnte ich heute nicht mehr fahren 😉 Der Himmel zog sich zum Glück auch leicht zu und so schlief ich tief und fest ein.
16.09.2015
Tag 3
Den Wecker hatte ich ich mir auf 05:00 Uhr gestellt um nach einem heißen Kaffee als Erster am Flugzeugwrack die aufgehende Sonne fotografieren zu können. Vorab war noch ein kurzer Stopp an der hell beleuchteten Kirche von Vik möglich und voller Elan ging es in 30 Auto-Minuten zum Flugplatz.
Ja, da hatte ich die Rechnung ohne die Profis gemacht. Highend Fotoausrüstungen waren schon postiert und der Erste war ich gewiss nicht an der alten DC-3. OK, da hätte ich mit rechnen müssen doch auch hier war gute Stimmung zwischen den Fotografen angesagt. Ich wurde gefragt, ob ich einmal kurz andere ans Flugzeug lassen kann und umgekehrt verhielt es sich gleich. So hatten alle schöne Bilder und ich freute mich nach gut einer Stunde und auf meine kleine Hütte und das Frühstück in der Sonne. Was für ein schöner Start in den Tag. Doch direkt wollte ich noch nicht zurück nach Vik fahren.
Der Skógafoss ( natürlich wieder ein Wasserfall ) lag nicht weit entfernt von hier und mit Glück stand die Sonne schon in der richtigen Position, so etwas wollte ich mir nicht entgehen lassen. Angekommen stellte ich fest, dass der Andrang noch nicht sehr groß war und ein kleines Fernsehteam nutzte die morgendliche Stimmung der aufgehenden Sonne für ein paar Filmaufnahmen. Ich wurde freundlich gefragt, ob ich noch 2 Minuten für die Aufnahme der Filmszene auf meine Bilder verzichten würde und willigte natürlich ein. Wer wollte schon meine Organe Jacke und mein zerzaustes Haar im Fersehen sehen 😉
Der Skógafoss war beeindruckend und die zwischenzeitlich aufkommende Sonne zauberte einen Regenbogen in die Szene, wie schön und schon fast kitschig. Nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte erklimmt ich die vielen Stufen am Berg zur spitze des Wasserfalls empor. Auf halber Strecke gab es noch eine kleine „Plattform“ von der aus man einen schönen Blick auf das herabstürzende Wasser hatte. Aufpassen war aber angesagt, da auch hier alles nass und rutschig war. Eine richtige Befestigung oder gar ein Geländer gab es hier nicht. Ich fragte mich immer wie oft es wohl schon schwere Unfälle an diesen Punkten gab.
An der oberen Kante angekommen sah ich noch einen schönen Wanderweg ins Hinterland und da die Sonne sich breit machte und der Himmel blau lachte unternahm ich noch eine kleine Wanderung. Der Weg führte den Gletscherfluss entlang und auch hier gab es keine Zäune oder Einschränkungen sodass ich direkt bis ans Wasser gehen konnte um noch etwas mehr zu fotografieren. Aber auch ich musste ja irgendwann einmal etwas essen und dafür zurück zu meiner Unterkunft und so beendete ich gegen 10:30 Uhr meinen Abstecher. Mit schönen Fotos im Gepäck machte ich mich jetzt aber wirklich auf den Weg zurück zum verdienten Frühstück.
Nach einem kurzen Frühstück verabschiedete ich mich von meinem leibgewonnenen Häuschen in Richtung Osten mit dem Ziel „Fosshotel Nupar“. Ob ich es noch bis zur Gletscherlagune Fjallsárlón schaffen würde wusste ich noch nicht, da ich mir Zeit lassen wollte um unterwegs auch für Kleinigkeiten und schöne Situationen halten zu können.
Als erstes gab es eine Landschaft mit lauter kleinen Hügeln und Parkplätze, auf denen die Gäste kleine Steinpyramiden stapelten. Wie es scheint eine Tradition in Island, denn ich habe noch viele solcher Bauwerke gesehen. Der Stopp an den Hügel zeigte auch, dass der Boden zu meiner Überraschung nicht hart war sonder unteren den Füßen leicht nachgab. Es handelte sich um Moos und bei genauer Betrachtung gab es hier auch viele kleine Blumen und Pilze.
Ich hielt unterwegs oft an und konnte so ungestört an Flussläufen fotografieren oder Häuser sehen, die zum Teil in die Erde gebaut waren. Hier gab es viel weniger Touristen als an den Top Spots zuvor, obwohl die Punkte nicht weniger interessant waren. Mein Ziel, den Ort Kirkjubæjarklaustur, erreichte ich jedoch schon recht früh und ein Blick auf die Uhr brachte mich zu der Entscheidung noch zur Gletscher Lagune zu fahren. Was für eine gute Wahl, da nach gut einer halben Stunde plötzlich mein Fosshotel Nupar auf der rechten Seite auftauchte. Eine richtige Überraschung, hier hätte ich das Hotel nicht erwartet und am Abend auch nicht gefunden. Das Hotel lag im "Nichts".
Ich entschloss mich kurz zu halten und meine Ankunft schon einmal anzukündigen um später keine Probleme zu bekommen. Man kann ja nie wissen, wann man zurück kommt 🙂 Die nette Dame an der Rezeption erklärte mir auch sogleich, dass mein Zimmer noch nicht fertig und Abendbrot nur bis 21:00 Uhr verfügbar sei. Gut, das werde ich nicht schaffen und so stellte ich mich erneut auf Käse mit Schwarzbrot ein. Wie viele Kilo werde ich diesen Urlaub wohl abnehmen ? Ich bin da guter Dinge 🙂
Vom Hotel bis zum Gletschersee wurde mir ein Fahrzeit von 90 Minuten angekündigten und bei meinen vielen Stopps werden das sicher gut 2 Stunden werden. Es gibt einfach so viel zu sehen und das Wetter spielte auch mit, es ist bis jetzt einfach alles perfekt. Doch plötzlich wurde es windig, sehr windig. Die Landschaft veränderte sich und es tauchten große Gletscher und riesige schwarze Flächen auf, wo bis vor nicht allzu langer Zeit sicher noch gigantische Eisberge zu sehen waren. Ein kurzer Halt auf solch einer schwarze Fläche zeigte auch hier, dass der Boden nicht hart war so wie er aussah, sondern circa 2 cm nachgab ( und das bei meinem Gewicht ). Wenn ich bedenke, dass hier früher Gletscher waren und jetzt das Schmelzwasser im Frühjahr in gigantischen Mengen entlang fliest, war das schon ein aufregendes Gefühl.
Wie es scheint beeindruckte nicht nur mich diese Landschaft sonder bot sich auch für Filmaufnahmen an. Die Schauspieler sahen zwar nicht besonders glücklich bei den stattfindenden Dreharbeiten aus aber bei dem Wind konnte es sich kaum um einen Tonfilm handeln oder zumindest Versprecher oder Textaussetzer fielen nicht auf. Ich habe meine eigenen Wort zumindest nicht verstanden und es war sogar so windig, dass das öffnen der Autotür richtig schwierig war.